Geschichte der Schriftsprache in Berlin  
 





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Geschichte der Schriftsprache in Berlin

 

Die Dissertation Agathe Laschs, mit deren ersten 74 Seiten sie am 9. Juli 1909 in Heidelberg promoviert wurde, erschien 1910 als 350-seitige Buchfassung im Verlag von Fr. Wilh. Rufus, Dortmund. Agathe Lasch widmete sie ihrem Doktorvater zu dessen 60. Geburtstag mit den Worten: "Herrn Geh. Hofrat Professor Dr. Wilhelm Braune zum 20. Februar 1910 als Zeichen der Dankbarkeit und Verehrung".

Agathe Laschs erste umfassende Arbeit zum Berlinischen gliedert sich in zwei Teile: Der erste Teil behandelt "Die Rezeption der hochdeutschen Sprache in Berlin" (S. 9224). Dieser Teil ist nochmals untergliedert in zwei umfangreiche Hauptkapitel: A. "Das Kanzleiwesen in Berlin bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts" (S. 9104) und B. "Die Übergangsperiode" (S. 104224). Im zweiten Teil liefert sie eine "Laut- und Formenlehre der mittelniederdeutschen Schriftsprache in Berlin." Diese Laut- und Formenlehre bildete die Grundlage, von der ausgehend Lasch in den darauffolgenden Jahren ihre "Mittelniederdeutsche Grammatik" ausarbeitete. Der erste Teil dagegen floss in ihr letztes Buch "Berlinisch. Eine berlinische Sprachgeschichte" mit ein. In ihrer Selbstanzeige in der "Germanisch-Romanischen Monatsschrift" beschreibt Agathe Lasch den Inhalt ihrer Arbeit wie folgt:

"Teil I untersucht auf Grund meist ungedruckter Quellen die Berlin-Kölner Kanzleisprache bis zur völligen Durchführung der neuhochdeutschen Schriftsprache. Hierbei ist der Nachdruck auf den Übergang vom Niederdeutschen zum Hochdeutschen gelegt, und es ist versucht, genauer zu zeigen, wie Stadt- und Gerichtskanzleien, schließlich auch weitere Kreise, sich der vordringenden hochdeutschen Geschäftssprache gegenüber verhielten. Die Tatsache, daß Berlin  das Neuhochdeutsche als Schriftsprache zu einer Zeit aufgab, die in der Rezeptionsgeschichte des Hochdeutschen auf niederdeutschem Boden bisher als wichtig nicht hervorgetreten war, führte zur Untersuchung der Einflüsse, die die Aufnahme der hochdeutschen Kanzleisprache gerade damals hier bewirken konnte. – Der Geschichte der Schriftsprache bei den städtischen Behörden ist  ein Überblick über den durchaus abweichenden Gebrauch und die Entwicklung der Geschäftssprache der brandenburgischen Fürsten gegenübergestellt. – Teil II enthält mit einer Laut- und Formenlehre der mittelniederdeutschen Schriftsprache in Berlin einen Beitrag zu der noch zu wenig bearbeiteten mittelniederdeutschen Grammatik. – In: GRM 2 (1910), S. 426.

Mit ihrer Dissertation feierte Agathe Lasch einen glänzenden Einstand in die akademische Öffentlichkeit. In den Rezensionen heißt es u. a.:

"[…] Der Hauptwert des Buches aber beruht in dem I. Teile, und es mag sofort zweierlei hervorgehoben werden: die Arbeit fusst hier auf umfassender Vorbereitung und zeigt Schritt für Schritt umsichtige Erwägung aller Faktoren und sauberes Detail; das Problem selbst aber erweist sich als ein historisch kompliziertes und überraschend interessantes, der Leser wird durch den absolut sachlichen Vortrag der wohlgeordneten Tatsachen unwillkürlich gefesselt. Mir ist noch keine wissenschaftliche Arbeit einer Dame auf dem Gebiet der deutschen Philologie unter die Augen gekommen, die so gleichmässig frei wäre von Prätension wie von ängstlicher Nachahmung eines Musters." – Edward Schröder in: Nd. Jb. 36 (1910), S. 152–154.

Agathe Lasch betonte in der Rückschau insbesondere den von ihr bevorzugten methodischen Ansatz der Arbeit:

"In dieser ersten Arbeit konnte ich auch sogleich die Neigung zeigen, die meine Gesamtarbeit durchzieht und beherrscht, den sprachlichen Beobachtungen geschichtliche Darstellung zu geben, die Sprachgeschichte aufs engste mit der Kulturgeschichte und der politischen Geschichte zu verknüpfen." – Biographischer Bogen und Lebenslauf, November 1921, StA HH 361-6, HW-DPA I 96.